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Boy, what you gonna do with your life?

1998 in London, England: Kele Okereke (Gesang) gründet mit Russell Lissack (Lead Gitarre) gemeinsam die Band Bloc Party. Am Bass (manchmal Synthesizer) ist Gordon Moakes, am Schlagzeug Matt Tong.

Wer jetzt hofft, einen Song einmal im Radio gehört zu haben: Nein, die Chancen stehen schlecht. Wer gute Musik hören möchte, meidet das Radio generell, allein auf dem Soundtrack zu Kokowääh findet man I Still remember.

Der Ruhm der Band begründet sich darauf, dass man es schafft, Text und Musik in einer Art zu verflechten, die weder zu offensichtlich, noch zu artifiziell ist. Die Genialität der Texte ist unbestritten. In Better Than Heaven pointieren die Verse “You get sadder the smarter you get and it’s a bore” die Ironie alles Erkennens: “Es irrt der Mensch, solang er strebt”, klingt es noch nach. Die Intelligenz, die Erkenntnis verschafft, macht einsam. “Put down your books and molest me”, denn das Elysium ist an einem anderen Ort: “Heaven is here, where it needs to be”. Chapeau vor dem Gitarrensolo und vor Kele, der neben Gesang noch Gitarre spielt.

Die musikalische Finesse des Schlagzeugers im Song “The Prayer” verleiht dem Werk einen klaren Charakter: Der scheinbar monotone Hintergrundrhythmus, der die kollektive Ekstase der Glaubensgemeinschaft einfängt.

Seit dem ersten Album Silent Alarm sind drei weitere Alben erschienen. Im neusten Album Four besinnt man sich auf den harten Klang geprägt durch Gitarrenriffe, flankiert von Stücken wie The Healing.

Die B-Seite Rhododendrons zeigt, welcher Konflikt immer wieder Gegenstand der Musik wird: Das Großwerden, Erwachsenwerden. “Napoleon in Aquamarine” spricht zu uns, im Traum, spricht von seinen Siegen, seiner Glorie und verdeutlicht die Diskrepanz der eigenen Existenz zu den “Helden der Zeit” (“When I was your age, I was commanding fleets / When I was your age, I was soaked in victory”). Wo ist mein Platz in der Welt? – “Boy what you gonna do with your life?”

Die Kunst Bloc Partys kann keine Antworten auf diese Fragen geben, sie kann nur Richtung nehmen: Pioneers. Sie kann vom Leben erzählen, vom Scheitern (“And you looked so right in that red dress),” wie in Letter to my son, gleichzeitig aber auch tief romantisch und träumerisch werden: Blue Light oder Tulips.

Und die Krönung? – Mein persönlicher Favorit: Kreuzberg. Es wird berichtet von Berlin, der geteilten Stadt, parallel dazu das geteilte Wesen des Erzählers (“Just like the city I will never be joined”). Die Suche nach Liebe, sie gipfelt, scheint beendet, man glaubt sich am Ziel – die Enttäuschung: “crying again in the Hauptbahnhof”. „the bitter taste“, der bittere Geschmack kehrt zurück: “The search continues”. Goethe lässt grüßen: “Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan”.